Ortschronik Großkuchen (568 m üNN)
Die Ortschaft Heidenheim-Großkuchen, 12,8 km nordöstlich von Heidenheim gelegen, dehnt sich über einen flachen, nach Südosten verlaufenden Bergrücken und zieht sich besonders an dessen Nordosthang gegen das Krätzental hin.
Die Markungsfläche von 3.133 ha bildet einen Teil des Härtsfeldes und ist von zahlreichen Mulden, Rinnen und Trockentälern durchzogen. (Krätzen-, Hirn- Maien-, Neresheimer Tal, Pfaffentälchen)
Die älteste schriftliche Erwähnung Großkuchens – hier wird noch nicht zwischen Groß- und Kleinkuchen unterschieden – bezieht sich auf eine Güterübertragung in der 2. Hälfte des 8. Jh. an das Kloster Fulda. Möglicherweise handelt es sich bei dem betreffenden Besitztum in „Chuocheim“ um einstiges alemannisches Herzogsgut. Des weiteren waren im Hochmittelalter die Klöster Ellwangen und Lorch, sowie die Gaugrafen von Dillingen in Großkuchen begütert. Letztere statteten das von ihnen um 1095 gegründete Kl. Neresheim mit Besitz in Groß- und Kleinkuchen aus. Ab 1258 handhabten die Grafen von Öttingen-Wallerstein die Obrigkeit und Dorfherrschaft, die 1764 mit den wiedergegründeten Höfen Hagenbuch und Hubasweiler und den Weilern Nietheim und Rotensohl an das Kloster Neresheim abgetreten wurde.
Bereits 1766 erließ die Abtei als neuer Orts- und Landesherr eine Dorf- und Gemeindeordnung, in der weite Bereiche des dörflichen Zusammenlebens geregelt wurden. U. a. wurde die Schulpflicht für alle Kinder von 5 – 10 Jahren festgelegt.
Nach der Säkularisation 1802 gelangte das Dorf gemeinsam mit dem Kloster an das Haus Thurn und Taxis, das zum württemb. OA Dischingen gehörte. Von 1806-1810 war die Gemeinde mit den Besitzungen von Thurn und Taxis unter bayrischer Hoheit; ab 1810 dann wieder bei Württemberg/OA Neresheim und ab 1938 beim Kreis Heidenheim. Seit 01.07.1974 zusammen mit den Ortsteilen Kleinkuchen, Nietheim und Rotensohl Stadtteil von Heidenheim.
Fundmaterial aus der Gemarkung Großkuchen zeigt, dass hier schon in einer Spätphase der Urnenfelderzeit (ca. 10. bis Mitte 8. Jh. v.Chr) Menschen wohnten. Von denselben Fundplätzen stammen Keramikscherben und Tongefäße der nachfolgenden Älteren Hallstattzeit (HaC. Ende 8. Jh. und 7. Jh. v. Chr.) Untersuchungen des nordwestlich von Großkuchen gelegenen Eisenbrunnens erbrachten den Nachweis, dass sich hier eine hallstattzeitliche Wasserstelle, bestehend aus zwei jeweils 5 Meter tiefen, wannenförmigen Löchern befindet. Die Überreste aus der Hallstattzeit dürften im Zusammenhang mit den außergewöhnlich zahlreich im Gebiet Nattheim – Großkuchen vorhandenen Grabhügeln jener Epoche zu finden sein. Neuere Grabungen deuten auf eine römische Ansiedlung bis zum 3. Jh. n. Chr. hin. Ein weiterer Zeuge dieser Epoche ist die von Heidenheim nach Bopfingen führende noch gut erhaltene römische Heerstraße, welche den östlichen Teil der Gemarkung Großkuchen berührt.
Ab dem 4. Jh. ließen sich die Alemannen nieder. Zisternen, Schlacken sowie rechteckige als Herdstellen interpretierbare Steinsetzungen deuten auf fast fabrikationsgemäße Eisenverarbeitung hin.
Ende des 13. Jh. kann Großkuchen bereits eine Pfarrstelle verzeichnen. 1736 wurde die heutige Kirche erbaut. Das spätbarocke, äußerlich schlichte Bauwerk zeichnet sich im Innern durch üppige Deckenstuckkaturen des Neresheimers Michael Zink, sowie eine große reichverzierte Rokokokanzel aus.
Großkuchen ist die Heimat der Künstler- u. Gelehrtenfamilie
Mettenleiter:
Johann Jakob M. (1750-1825) Kunstmaler u. Galeriedirektor in
St. Petersburg
Johann Michael M. (1765-1853) Kupferstecher u. Lithograph
Johann Evangelist M.(1792–1870) Schriftkünstler.
Der Teilort Kleinkuchen war bis 1810 selbstständige Gemeinde. Bis 1935 wurde sie von einem „Anwalt“ verwaltet. Die Ortsmitte wird von der 1746 erbauten Ulrichskapelle überragt. Ebenfalls zu Großkuchen gehören seit dem Mittelalter die Weiler Nietheim und Rotensohl. Das 1784 unter Abt Benedikt erbaute Jagdschloss in Nietheim, wurde lange Zeit als Forsthaus genützt und ist heute in Privatbesitz.
Die Gesamtgemeinde zählt heute ca. 1.600 Einwohner und hat sich mit den Teilorten von einem ursprünglich bäuerlichen Ortsbild zu einer Arbeiterwohngemeinde entwickelt. Ortsansässig sind einige Handwerks- und Gewerbebetriebe. Im „Hagenbucher Trieb“ entstand ein Gewerbegebiet. In Ortsnähe liegen zwei große Steinbrüche mit Schotterwerken. Die am deutlichsten sichtbare Infrastrukturein-richtung auf Großkuchener Gemarkung ist die Autobahn A 7.
Die Grundschule, der Kindergarten, die Kirche und das rege Vereinsleben prägen auch heute noch die „eigenständige dörfliche“ Entwicklung.
Ausgedehnte Wälder, Täler mit unzähligen Wanderwegen, zusammen mit der zwischen Nietheim und Rotensohl gelegenen Köhlerei (noch voll in Betrieb und seit 1813 in Familienbesitz) laden zu einem Besuch ein.
(c) Musikverein Großkuchen (entnommen aus der Festschrift zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 2007)